@Laptop
wie Skubin die hexameter liest, kommt meiner vorstellung schon recht nahe, wenngleich auch er den wortakzent für meinen geschmack noch zu sehr hervorhebt.
wie auch immer: genau werden wir wohl nie wissen, wie die verse seinerzeit gesprochen wurden. fest steht jedoch, dass sich aus der abfolge von längen und kürzen ein charakteristischer versrhythmus ergibt, der durch zu starkes hervorheben der prosabetonung gefahr läuft, unkenntlich zu werden. dies muss m.e. jedenfalls vermieden werden.
im übrigen meine ich, dass wir dem prosaakzent generell eine zu große bedeutung beimessen. wir gehen dabei wieder einmal zu sehr vom deutschen aus, wo es tatsächlich seltsam anmuten würde, ein wort im vers anders zu betonen als in der prosa. dies liegt wohl nicht zuletzt daran, dass die deutschsprachige dichtung rein akzentuierend ist: ein von der prosanorm abweichender akzent wird daher automatisch als störend empfunden.
dazu kommt, dass im deutschen ein wort stets auf derselben silbe betont wird, während im lateinischen der wortakzent durchaus variabel ist: so wird etwa "ámor" auf der ersten silbe betont, "amóris" auf der zweiten, "amorísque" sogar auf der dritten.
gleiches gilt für die zeitwörter: labóro, laborábam, laborabámus usw.
zu recht bemerkt daher Crusius (a.a.O. S.30) " im quantitierenden lateinischen vers wurde widerspruch zwischen wort- und versakzent (...) nicht als störend angesehen."