Hallo,
wir alle wissen ja, dass Tacitus ein Meister der Variation ist. Nur bei folgendem Satz geht auch mir die Inkonzinnität zu weit:
Iudaei sub ipsos muros struxere aciem, rebus secundis longius ausuri et, si pellerentur, parato perfugio.
M.E. ist longius ausuri eine adverbial-finale Bestimmung zum HS, der die temporale Umstandsangabe rebus secundis hinzugefügt ist.
Wie sieht es nun mit parato fugio aus? M.E. auch direkt abhängig vom HS, also parallel zum finalen PFA. Und der Abl.Ab.-Konstruktion ist wiederum als temp./konditionale Angabe der si-Satz untergeordnet.
"Die Juden haben unmittelbar unter den Mauern eine Schlachtmauer errichtet, um sich in günstigen Zeiten weiter virzuwagen, um sich aber auch eine Fluchtmöglichkeit, sollten sie bedrängt werden, vorbereitet zu haben."
- einmal als NS 1. Grades ein finales PC, einmal ein Abl. Abs. (nichtangegebenes log. Subjekt)
- Syntaktisch betrachtet chiastische Stellung des Abl. Abs., die beide jeweils gleichwohl unterschiedliche Funktion haben (und unterschiedlichen Unterordnungsgrad)
- leichte Variation in der Semantik des Begleitumstands (konditional vs. temporal, bzw. NS vs. nominales Satzglied)
Toll!
Problem: Der Satz wird nirgends in den Grammatiken gesondert behandelt, KSt schweigt auch über eine adverbial-finale Verwendungsmglichkeit einer Partizipialkonstruktion mit PPP.
Wie seht ihr das?
Vg