-que und der Wortakzent.

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-que und der Wortakzent.

Beitragvon Laptop » Sa 16. Mär 2019, 16:43

Salvete, wie steht die moderne Forschung eigentlich zu der Behauptung, dass die Endung -que i.S.v. "und" den Wortakzent an sich zieht? Gilt das als gegenwärtiger Konsens?

Und wie sieht es mit den anderen Endungen auf -que aus? Soweit ich weiss gilt als Konsens, dass historisch verwachsenes -que, als nicht-freies Enklitikum, den natürlichen Wortakzent gar nicht ändert, also:
itaque ganz normal mit Ton auf erster Silbe,
denique ganz normal mit Ton auf erster Silbe,
pleraque ganz normal mit Ton auf erster Silbe.

Und wie sieht es mit -que i.S.v. "... auch immer" aus? Dieses -que ist durchaus ein freies Enklitikum, demnach könnte/sollte/müsste es den Ton an sich ziehen? Also undique mit dem Ton auf der zweiten Silbe? Wie steht ihr dazu? :?:
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Re: -que und der Wortakzent.

Beitragvon Honigdachs » Sa 16. Mär 2019, 16:57

Ich kenne den Stand der Forschung leider nicht, aber mich interessiert deine Frage auch sehr. Ich hatte mir vor ein paar Jahren einmal die gleiche Frage gestellt.

Mir wurde es so erklärt, dass -que das Wort um eine Silbe ergänzt und der Wortakzent neu bemessen werden muss, aber weiterhin nach der Antepenultimaregel. Das kann dazu führen, dass -que den Wortakzent (in dem Sinne scheinbar) auf sich zieht, wenn es an eine lange, offene Silbe angehängt wird, oder wenn es eine geschlossene Silbe positionslang macht. Bei offenen kurzen Silben landet der Akzent dagegen nicht vor dem -que, sondern verschiebt sich nur um eine Silbe.

Also konkret:
amicítiam -> amicitiámque
amicítiā (Abl.) -> amicitiāque
aber
amicítiă (Nom.) -> amicitíăque
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Re: -que und der Wortakzent.

Beitragvon Laptop » Sa 16. Mär 2019, 17:48

Hallo Honigdachs, ja, wenn ich die Meinung, dass man den Wortakzent neu berechnet, mal das "orthodoxe Dogma" nennen darf. Nun ist es in der Renaissance üblich die Endung -que als q´; zu drucken, sprich mit Akzent auf dem q. Das soll darauf hinweisen, daß -que den Wortakzent an sich zieht. Doch auch unter diesem, ich sage mal "frühneuzeitlichen Dogma", gibt es verschiedene Strömungen, je nachdem um was für ein -que es sich handelt (i.S.v. "und", i.S.v. "... auch immer", oder aber als verwachsenes -que). Und dahingehend wollte ich nochmal differenzieren.

Wenn ich Dich richtig verstehe, dann ist der heutige Konsens der, dass -que wie jede andere Silbe auch behandelt wird, ohne sonderbare Attraktion des Wortakzents. Und das "frühneuzeitliche Dogma" wird als unrichtig eingestuft?
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Re: -que und der Wortakzent.

Beitragvon Honigdachs » Sa 16. Mär 2019, 19:37

Laptop hat geschrieben:Wenn ich Dich richtig verstehe, dann ist der heutige Konsens der, dass -que wie jede andere Silbe auch behandelt wird, ohne sonderbare Attraktion des Wortakzents. Und das "frühneuzeitliche Dogma" wird als unrichtig eingestuft?


Da verstehst du mich nicht ganz richtig. Ich sagte, ich kenne den genauen Stand der Forschung nicht. Das, was ich oben beschrieben habe, ist allein die Praxis, wie ich es selbst halte. Mir hat das damals in einem englischsprachigen Forum ein amerikanischer Latinist so erklärt, der insgesamt sehr kundig erschien. Beim Studium habe ich es anders erklärt bekommen, nämlich dass -que tatsächlich den Wortakzent auf sich zieht ... dass es also ítaque ("daher") heißt, aber im Falle von ita + que ("und so") itáque.

Ich habe aber nie den endeutigen Beweis für letzteres gesehen ... ich habe immer vermutet, dass das in Anlehnung an Griechisch oder andere Forschungen aus der Indogermanistik so geschlossen wurde... wenn das aber das einzige ist, überzeugt es mich nicht so sehr.
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Re: -que und der Wortakzent.

Beitragvon Laptop » Sa 16. Mär 2019, 20:23

Verstehe, dann bleibt mir nichts anderes, als weiter zu suchen.
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Re: -que und der Wortakzent.

Beitragvon Honigdachs » Sa 16. Mär 2019, 21:19

Laptop hat geschrieben:Verstehe, dann bleibt mir nichts anderes, als weiter zu suchen.


Naja, ich hoffe auch noch darauf, dass auf deine Anfrage jemand antwortet, der sich auskennt :)
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