und hier die dazugehörige Glosse:
und die dazugehörige Illustration:
Umstimmig deshalb, weil chamaedrys in den Wörterbüchern als "Gamander", "Gamanderlein" oder "Bathengel" angegeben wird, von Vergißmeinnicht keine Spur! Botanisch ist "Gamander" heutzutage lediglich eine Gattung, unter welcher es das "Teucrium Chamaedrys", den echen Gamander gibt. Adelung läßt unter "Gamander" auch den Ehrenpreis zu: "Auch eine Art des Ehrenpreises, deren Blumentrauben aus den Winkeln der Blätter entspringen, Veronica Chamaedris L. führet in einigen Gegenden den Nahmen des Gamanderleins."
Nun sind Teucrium (Gamander) und Veronica chamaedrys zwei schon optisch ganz verschiedene Pflanzen, welche auch nicht mit dem Vergißmeinnicht verwechselt werden dürfen, hier alle drei im head-to-head-Vergleich:
Zurück zum Autor: der Autor hat sogar eine Illustration beigefügt, die eine Pflanze mit fünf Blütenblättern zeigt, und das ist eindeutig das Vergißmeinnicht, denn der Ehrenpreis hat nur vier.
Allerdings ist das noch kein Beweis dafür, daß der lateinische Text auch ein Vergißmeinnicht meint.
Aufschlußreich ist eine Passage im Buch "Die Farbe Blau: Versuch einer Charakteristik" von Dietmar Schuth:
Die Botanik stand zur Zeit des Novalis noch am Anfang einer
Systematisierung, so daß auch Grimms Gleichsetzung von Mysosotis
und Gamander (s.o.) nicht verwundern darf. Die Brüder Grimm
schreiben selbst, daß der Name "Vergißmeinnicht" "ursprünglich
ein allgemeiner name einer reihe zaubertragender blumen (ist),
der erst später auf Myosotis palustris haften bleibt". Pfeiffer
bestätigt dies und nennt als andere Pflanzen unter dem Namen
"Vergißmeinnicht" auch "Männertreu" und "Jelängerjelieber", was
botanisch jedoch nicht sehr hilfreich ist, da auch diese Bezeich-
nungen für mehrere Pflanzen gelten können. Unter den letztgenann-
ten Namen muß man nicht immer, doch in der Regel, den "Ehren-
preis" (Veronica) verstehen, insobesondere den "Gamander-Ehren-
preis" (Veronica chamaedrys), die einzige Blume die beide Namen
führt. Sie ist es auch, die am häufigten mit dem Vergißmein-
nicht bezeichnet oder mit der Myosotis verwechselt wird:
Außer Mysosotis galten früher auch andere Pflanzen als
Vergißmeinnicht, so im 15. und 16. Jahrhundert besonders der
Ehrenpreis (Veronica chamaedrys).
Kluge nennt als diesbezügliche Quelle ein bayrisches Pflanzen-
glossar und betont, daß Myosotis- und Veronica-Vergißmeinnicht
grundsätzlich viele Namen teilen. Noch heute nennt man die Vero-
nica chamaedrys "Wildes Vergißmeinnicht", wie auch umgekehrt
Theodor Fontane, zum Beispiel, die Myosotis als "falsches Vergiß-
meinnicht" bezeichnet hat. Man kann nicht entscheiden, wer nun
der 'wahre Jakob' ist. Myosotis und Veronica sind in der Tat
äußerlich sehr ähnlich. Die deutlichste Unterscheidung ist die
Zahl der Blütenblätter: die Veronica hat vier, die Myosotis fünf.
D.h. "Vergißmeinnicht" war urpr. ein sehr vager Name für bläuliche Blümchen, denen Zauberwirkung nachgesagt wird. Doch ist nun chamaedrys die Entsprechung dazu, sprich genauso vage? Der lat. Text gibt noch einen Hinweis: er spricht von einer flos campestris vulgaris. Doch leider kenne ich mich über den Grad der Seltenheit bei diesen Pflanzen nicht aus, meine Vermutung wäre, daß alle drei keine gewöhnlichen Feldblumen sind, zumindest kann ich mich nicht daran erinnern, sie häufig zu sehen.