von Laptop » Fr 5. Apr 2019, 17:36
Forcellini hat was die Zuverlässigkeit angeht nicht den schlechtesten Leumund. Aber insgesamt sieht das Bild quer durch die Wörterbücher eher verwirrend aus, hier eine Zusammenstellung:
1502 Calepinus: bētŭlă
1670 Pexenfelder: bétula vel betulla
1740 Estienne [*]: betula, & betulla
1768 Forcellini: bētūla vel bētulla
1774 Kirsch (sehr unzuverlässig): bētŭla / bētūlla
1783 Scheller: betŭla oder betulla
1879 Lewis and Short: betŭla (also betulla )
1913 Georges [*]: betulla (betula)
1982 Oxford Latin Dictionary [*]: betulla
[*] was nicht mit Macron gekennzeichnet ist zwar i.d.R. kurz, aber eben nicht immer. Denn versteckte Quantitäten kennen die Autoren nicht, und statt über dem Vokal ein kleine diakritisches Fragezeichen zu setzen, als Zeichen der Unkenntnis, lassen sie die Vokale ganz unmarkiert. Auch offene Quantitäten, die die Autoren nicht genau kennen (bspw. ridica) werden nicht als "unklar" gekennzeichnet. Hinzu kommt, daß manche Autoren, wie anscheinend Kirsch, mit Brevis und Macron nicht die Vokale sondern die Silbenquantität angeben. Kirsch kann man was die Vokalquantitäten angeht am besten gleich vergessen. Scheller hat da einen guten Leumund. Das wussten wahrscheinlich auch Lewis und Short und Georges, denn sie haben direkt oder indirekt von Scheller abgeschrieben! Als Quellen, die zugleich originär sind und auch von großem Leumund, sind eigentlich nur Calepino, Estienne, Forcellini und Scheller zu nennen. Das OLD ist eine moderne Auswertung und Neubewertung aller Primärquellen zzgl. der großen eben genannten Wörterbücher, und man kann es als "Nummer 5" zu den vier genannten hinzuzählen.
SI·CICERONEM·ÆMVLARIS·VERE·NON·VIVAS (get a life!) OBITER·DICTVM·BREVITAS·DELECTAT (keep it short and simple = kiss)